© Historische Quartett unterstützt durch die Dorfgemeinschaft Evern e.V.
Der TIE
vom „Oben Liegenden Ort“
Der hiesige Platz hieß einst „Am Thie Berge“. Tieplätze (teils mit „h“ geschrieben) sind in ganz Nordwestdeutschland in Deckung mit
den ehemaligen Siedlungsgebiet der Altsachsen zu finden. Ein Tie war der zentrale dörfliche Versammlungsplatz der Sachsen. Ab der
Christianisierung diente er zur Bekanntgabe von Nachrichten und Anordnungen der „Obrigkeit“ an die Bauern, ist oft aber auch als
Rechtsplatz bezeugt. In vielen Orten sind zum Tie gehörige Linden beschrieben oder heute noch zu finden. Oftmals verblieb nur die
Bezeichnung Lindenplatz oder Lindenberg, was stark auf einen Tie hindeutet (Bsp. Lehrte) Auch in Haimar ist der Platz südöstl. der
Kirche als Thie benannt.
Aufgrund der Zugehörigkeit zur Dompropstei Hildesheim (1386- 1803) verfügte Evern über ein eigenes Freigericht samt eigenem
Gerichtssiegel (Abdruck einer Kopie im Bild unten). Es kann vermutet werden, dass das Gericht auf dem Tie tagte. Alternativ kommt
der gegenüberliegende Hof des domprobsteilichen Vogtes in Betracht (Nr. 1 , späterer Gutshof). Eine Kopie des Siegels befindet sich
im Regional Museum in Rethmar, das Originalsiegel unter der Inventarnummer KSM-1967-194 im Kölnischen Stadtmuseum.
Der Tie in Evern ist ,it seiner späteren Bebauung typisch für
die früneuzeitliche Nachnutzung (siehe Kartenausschnitt). Es
befanden sich hier: Backhaus mit den beiden
Backhauspohlen, die Schule und die Kirche, welche schon
seit dem Mittelalter bezeugt ist.
Die erstmalige Erwähnung von Evern als „Eberen“ datiert
aus dem Jahr 1117. Die Bedeutung „Eberen“ ist
wissenschaftlich nicht eindeutig klärbar, Dieser Umstand
deutet gleichzeitig auf einrelativ gesehen sehr hohes Alter
der Ortsbezeichnung hin.
Alle Deutungsansätze beziehen sich auf das
Indogermanische, aus dem sich das Altsächsische entwickelt hat (Sprache der Sachsen) Zur Vorsilbe „Eber-un“ findet sich:
„Wasser“ -- „Ufer“ ---“ Ebbe inBedeutung für Abfluten“,
Örtlich gesehen „oben befindlich“, oben liegend“
Wissenschaftlich favorisiert wird die Deutung zu „oben liegender Ort“.
In Relation zur Bedeutung von Dolgen - „Thologum“ (975), was zu „..an einer Schwellung / Hügel
liegend“ gedeutet wird, wird der Bezug zur Lage untermauert. Evern liegt topografisch gesehen
auf einem gemeinsammen Hügel mit Dolgen. Das Vorhandensein eines Tie in Verbindung mit
frühen Sakralbauten, deutet zudem auf eine besondere Stellung des Platzes bzw. des Ortes
gegenüber umliegenden Siedlungen schon in vorchristlicher Zeit hin.
Quellen:
Bischoff, K (1971). der Tie
Ohainski, U., ; Udolph, J. (1998). Die Ortsnamen des Landkreises und der Stadt Hannover.)